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3 Naturraum, Landschaftshaushalt und Schutzgebiete

3.1 Naturräumliche Gliederung

Der Naturpark Kellerwald-Edersee umfasst fast die gesamte naturräumliche Haupteinheit Kellerwald (344). Lediglich im Nordwesten (Ittertal) reicht diese naturräumliche Haupteinheit über die Naturparkgrenzen hinaus. Am West-, Nord-, Ost- und Südrand reichen weitere naturräumliche Haupteinheiten in den Naturpark hinein:

  • Ostsauerländer Gebirgsrand (332) im Westen
  • Burgwald (345) im Südwesten
  • Oberhessische Schwelle (346) im Süden
  • Ostwaldecker Randsenken (341) im Osten
  • Waldecker Tafel (340) im Norden

Das Gebiet des Kellerwaldes ist ein wechselvoll gebauter Schiefergebirgshorst. Dieser hebt sich im Westen, Süden und Osten mit auffälligen Rändern (Höhenunterschiede bis fast 400 m) aus dem umliegenden waldeckisch-west­hessischen Tafel- und Senkenland heraus. Im Norden verliert sich seine Rumpfabdachung jenseits des Ederseetroges unter flach liegenden Deckschichten der Waldecker Tafel.

Am geologischen Aufbau sind im östlichen und südlichen Teil des Gebirges hauptsächlich Schiefer und Sandsteine, Diabase, Quarzite sowie Grauwacken und Tonschiefer, örtlich auch bankige Kalke beteiligt, im nördlichen Teil auch einförmige Kulm-Grauwacken im Wechsel mit Tonschiefern.

Der Kellerwald ist reich an Quellen, Rinnsalen und Bächen mit stark schwankender, teils trockenfallender Wasserführung. Der Kellerwald weist überwiegend flach- bis mittelgründige, meist nährstoffarme und dürreempfindliche, steinige Gebirgsböden auf, die nur örtlich über Höhen- und Gehängelehmen in Tonschiefer-Ausräumungen besser sind. In Verbindung mit einer kühl - feuchten und oft trüben, aber nur mäßig niederschlagsreichen Witterung (600 bis über 900 mm Niederschlag) ist der nach Regen oft lange noch von Hochnebeln verhangene Kellerwald überwiegend natürliches Verbreitungsgebiet der Buchen- und Eichenmischwälder saurer Böden. Dies gilt nur für die Gebirgslagen, nicht für den trocken-warmen Edersee-Trog und die Bad Wildunger Randsenke.

Mit dem breit gestreckten, teilweise unterbrochenen Kellerwälder Hauptsattel - dem Hohen Kellerwald (344.0) - erheben sich in Südwest - Nordostrichtung die vollständig bewaldeten Bergstöcke von Jeust (585 m), Wüstegarten (675 m), Hunsrück (636 m) bis zur Sauklippe (584 m) mit einem eindrucksvollen Höhenunterschied von ca. 300 m zum tiefer liegenden Löwensteiner Grund. Die Höhenrücken bestehen aus quarzitischen Klippenbildungen.

Als Fortsetzung des Hohen Kellerwaldes nach Nordosten erstrecken sich die Löwensteiner Berge (450 m) als ein in kleine Quarzitschollen zerschnittener und bewaldeter Rücken mit der Ruine der Burg Löwenstein auf einem Terrassensporn.

Kernstück des Mittelkellerwaldes (344.1) ist das klein gekammerte und stark bewegte, nirgendwo flächige Bergland zwischen dem quarzitischen Hohen Lohr (657 m), den quarzitischen und diabasischen Aschkoppen (640 m), dem Auenberg (611 m), in dem sich in bis zu 300 m tiefen Gründen die kleinen bescheidenen Siedlungen von Landwirten sowie Berg- und Waldarbeitern entwickelt haben.

Zum Mittelkellerwald gehören auch die in Rücken und Riegel zerteilte Rumpffläche des Hainaer Waldes sowie im Nordwesten der nur schwach bewegte hohe Mittelkellerwalder Rücken, der die Frankenauer Flur des Niederkellerwaldes vom Wildunger Bergland trennt und am Wesebachdurchbruch bei Frebershausen auf den Grauwackenrumpf der Großen Hardt trifft.

Im Gegensatz zu der groben Formenwelt des Hohen Kellerwaldes und der Geschlossenheit des Mittelkellerwaldes und der Großen Hardt hat das Wildunger Bergland (344.2) eine lebhaft bewegte Bodengestalt. Während die Einzelerhebungen kaum 500 m überschreiten und meist Buchenwald tragen, dominieren beckenartige Hohlformen, die von Hundsdorf, Reinhardshausen, Albertshausen, Gellershausen besiedelt wurden. Auch hier wurde die Landwirtschaft vorwiegend von Klein- und Nebenerwerbsbauern betrieben. Der früher bekannte Dachschiefer wurde am Hahnberg bei Reinhardshausen abgebaut. Die Bedeutung von Reinhardshausen als Badeort mit zahlreichen Rehabilitationskliniken hat sich zunächst auf der Basis von schwefelhaltigen Heilquellen entwickelt.

Die Große Hardt (344.3) neigt sich als teils tief zerschnittener Kulm-Grauwa­ckenrumpf des nördlichen Kellerwaldes zum Edersee. Die Große Hardt ist fast durchgehend bewaldet und von keinem Straßenzug durchschnitten. Ihr Rückgrat bildet ein 550 bis 600 m hoher, an Traddelkopf (626 m) und Dickenkopf (604 m) leicht aufgebuckelter Rücken, der mit steiler Südflanke bis über 300 m tief zum Frebershäuser Kessel und zu den Wesebachgründen von Gellershausen und Kleinern im Wildunger Bergland hin abfällt.

Östlich des Banfetales hat eine dichte Zertalung zu bergiger Auflösung der Abdachungsfläche in schmale Rücken, Buckel und Sporne geführt, deren östlichster am Ochsenwurzelkopf (542 m) sehr schroff zum Edertal hin abbricht. Die nahezu geschlossene Waldfläche des Waldschutzgebietes ist weit gehend iden­tisch mit dem Naturraum der Großen Hardt.

Der breite, in Kulmgrauwacke der nördlichen Kellerwaldabdachung eingelassene Edersee-Trog (344.4), stark gewundenes Durchbruchstal der Eder am Südrand der Waldecker Tafel westlich Schloss Waldeck, ist seit 1914 mit dem 27 km langen Edersee gefüllt. Die großenteils sehr steilen Talflanken sind meist bewaldet. Die Vegetation ist dort wegen der geschützten, warmen und trockenen Lage sehr vielfältig: Perlgras-Buchenwälder mit Winter- und Sommerlinden an blockigen und schattigen Unterhängen, magere Buchenwälder an Oberhängen sowie Wärme liebende Eichenwälder an südexponierten und trockenen Felshanglagen.

Der Niederkellerwald (344.5) wird durch ein flaches Randgesims des nordwestlichen Kellerwaldrandes mit Resten alter, zur Eder abgetreppten Verebnungen über Kulmgrauwacken und Tonschiefern gebildet.

Die Frankenauer Flur am Westrand des Kellerwaldes um das Städtchen Frankenau und Löhlbach wird von Lösslehmflächen und leicht podsoligen Tonschieferböden als ehemalige Rodungsfläche geprägt. Die lössbedeckten Lotheimer Täler bilden die Ausräumkammer zwischen Lorfegrund und Lengelbachtal und vermitteln zwischen der hochliegenden Frankenauer Flur und dem ca. 175 m tief eingeschnittenen Eder- und Ittertal.

Der Hessensteiner Wald als östlichster Teil des Ostsauerländer Gebirgsrandes (332) wird von der kreuzweise zerschnittenen um 400 - 420 m hoch gelegenen Schieferplatte beidseits der Orkemündung gebildet. Er grenzt im Südosten an den höher gelegenen Niederkellerwald an. Nur in der kleinen Hochflur um die Hugenottensiedlung Louisendorf gibt es Acker- und Grünlandflächen.

Nördlich des Edersee-Troges schließt die Waldecker Tafel (340) mit dem Sachsenhäuser Hügelland an als Saumland des nördlichen Kellerwaldes mit kleinteilig bewegter Bodengestalt und landwirtschaftlicher Nutzung. Es wird von der Burg der Stadt Waldeck in beherrschender Lage auf einem von Dolomit abgedeckten Grauwackensporn überragt.

Im Osten reichen die Ostwaldecker Randsenken (341) in den Naturpark hinein Die Wegaer Ederaue schließt als breites Sohlental nach dem Austritt der Eder aus dem mächtigen Gebirgstor der Rabensteinpforte bei Affoldern an den Edersee-Trog im Osten an.

Nach Süden schließt das Wilde-Hügelland als ein von den wasserreichen Bächen der Wilde und Wese zerschnittenes Plateau aus Zechstein und unterem Buntsandstein um Bad Wildungen an mit Übergang in den Braunauer Winkel, einer offenen bodenfeuchten Tonschiefermulde um Odershausen und Braunau südlich Bad Wildungen.

Der Löwensteiner Grund als fruchtbare Kellerwaldrandsenke mit Bad Zwesten, Jesberg und Gilserberg säumt den Naturpark im Südosten. Diese weit gehend ackerbaulich geprägte Landschaft wird von den aus dem Kellerwald gespeisten fischreichen Bachläufen wie Gilsa, Urff und Gersbach durchflossen. Der Löwen-steiner Grund ist seit langer Zeit ein wichtiger Verkehrsraum für die Verbindungen von Nord- nach Mittelhessen. Er wird vom ansteigenden Kellerwald um 300 m im Nordwesten überragt.

Quellen:

  • Klausing, O. / Hess. Landesanstalt für Umwelt (1974): Naturräumliche Gliederung Hessen, Maßstab 1:200.000
  • Bürgener, M. , Sandner, G. / Bundesanstalt für Landeskunde und Raumfor­schung (1960, 1963): Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Maßstab 1:200.000, Blätter 111 Arolsen und 125 Marburg

Naturräumliche Gliederung
Karte 4: Naturräumliche Gliederung

   
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