Entwicklungsplanung Inhaltsübersicht · Downloads
· Hilfe · Impressum
 

2.4 Jagd und Fischerei

Jagd

Ziele:
  • Erhalt eines ausgeglichenen Bestandes heimischer Wildarten
  • Entwicklung eines Wildmanagementkonzeptes für das ´Gatter Edersee´ und sein Umfeld im Rahmen der Nationalparkplanung

Der Rotwildbestand im Naturparkgebiet unterlag in den letzten 30 Jahren einer Reduzierung der Bestandsdichte, aber auch der Einstandsfläche. Als Leitart der nordhessischen Waldlandschaft sollte das Vorkommen des Rotwildes gesichert werden. Auch die beim Rotwild bekannten Fernwanderstrecken sollten bei allen Planungen besonders berücksichtigt und von Störungen freigehalten werden.

Die Dichte des Rehwildbestandes ist überwiegend angemessen, verschiedentlich in Waldgebieten mit Laubbaum-/ Edellaubbaum-Naturverjüngung lokal problematisch hoch mit entsprechenden Wildverbissschäden. Dort, wo es nötig ist, sollte der Rehbestand reduziert werden.

Die hohe Reproduktionsrate des Schwarzwildes im Verbund mit der Häufung von Mastjahren in Laubwäldern, milderen Wintern, zunehmendem Maisanbau und unsachgemäßer Fütterung führt zu verstärkten Wildschäden besonders auf Grünland und in Maiskulturen. Eine deutliche Reduzierung des Bestandes ist daher generell anzustreben - auch unter dem Aspekt einer drohenden Einschleppungsgefahr von Schweinepest.

Handlungsbedarf für die Naturparkleitung wird in Zukunft beim Interessenausgleich (Moderation) im Spannungsfeld Wildtiermanagement und Jagdwesen einerseits sowie den Anliegen der Entwicklung eines sanften Tourismus andererseits entstehen. Konkrete Schritte zur Konfliktlösung können sein:

  • Mitwirkung und Unterstützung des Naturparks bei der Ausweisung von Wildruhezonen nach § 24 Hess. Jagdgesetz durch die unteren Jagdbehörden
  • Durchführung umweltverträglicher Maßnahmen zur Besucherlenkung im Naturparkkonzept für das Wander- und Radwegenetz sowie bei der Bereitstellung von Erholungseinrichtungen

Für die Wildbretvermarktung werden folgende Empfehlungen gegeben:

  • Einrichtung einer regionalen Wildfleischbörse (Internet) unter Beteiligung aller Forstämter, der regionalen gastronomischen Betriebe sowie von Privatkunden, ggf. Angliederung an die Naturpark-Homepage
  • Einrichtung einer Kühl- und Zerlegestation
  • Kampagne von ´Wildwochen´ in den Gastronomiebetrieben der Region
  • Entwicklung und Verbreitung eines Markennamens wie z.B. KWW ´Kellerwald-Wild-Wochen´ mit dem Effekt der Gewinnung neuer Kunden- und Besucherkreise sowie der Saisonverlängerung in der Tourismusbranche
  • Ankündigung des Angebotes in der überregionalen Presse (Reise- und Urlaubsseite), um die Vermarktung an Privatkunden zu verbessern
  • Infoveranstaltungen bzw. Führungen zum Thema Wildbestand und Jagd, um bei Besuchern und Touristen eine höhere Akzeptanz der Jagd auf heimisches Wild als Voraussetzung für den Erhalt der Laubwaldbestände und Schutz der landwirtschaftlichen Fläche zu erreichen

Innerhalb des Waldschutzgebietes müssen

  • angepasste Wilddichten
  • ausreichende Erlebbarkeiten von Wildtieren
  • volkswirtschaftliche Kosten des Zaunes
  • naturgerechter Populationsverbund

einvernehmlich überein gebracht werden. Vor einer eventuellen Auflassung des Gatters ist ein tragfähiges Konzept für ein großräumiges Wildtiermanagement zu entwickeln, das insbesondere die Interessen der Anlieger im Nationalpark-Umfeld berücksichtigt.

Fischerei

Ziele:
  • Entwicklung eines ausgewogenen und artgerechten Fisch­bestandes im Edersee zur Sicherstellung einer nachhaltigen Nutzung
  • Attraktivitätssteigerung des Edersees als touristischem Schwerpunkt im Naturpark durch Herausstellung als Fischgewässer
  • Bereicherung der regionalen Gastronomie um ein regionalspezifisches Produkt - den Ederseefisch
  • Herstellen der Durchlässigkeit der Staumauer (flussauf- und -abwärts) für die gesamte Gewässerfauna der Eder
  • Wiederansiedlung gefährdeter Fischarten wie z.B. den Lachs mit Hilfe einer Fischaufstiegshilfe als europaweite Besonderheit

Wie im → Band I, Kapitel 4.3, beschrieben, hat der Zweckverband Naturpark Kellerwald-Edersee die Pacht des ungeteilten Fischereirechtes im Edersee beantragt. Ziel der fischereilichen Nutzung des Edersees wird künftig sein, in einer der Situation angepassten Form und z.B. nach der an den Ruhrtalseen bewährten und an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichteten Art den See nach einem zu erstellenden Hegeplan zu bewirtschaften. Hieran werden die Fischereiinstitutionen vor Ort mitarbeiten, in denen auch teilweise die Touristikbetriebe (Pensionen) integriert sind. In gemeinsamer Anstrengung soll der Fischbestand einem interessanten Angelgewässer angepasst und das Potenzial ´Angeltourismus´ als Förder- und Entwicklungselement für die Ederseeregion genutzt werden.

Ziel der Bewirtschaftung wird zukünftig sein, durch fischereiliche Maßnahmen das Zooplankton zu unterstützen, so dass die Algenmasse in Grenzen gehalten wird (vgl. → Band I, Kapitel 4.3). Prinzipiell werden hierbei die Raubfischbestände gefördert und die Fischbrut kontrolliert. Hierzu sind regelmäßige Kontrollarbeiten erforderlich, die durch einen angestellten Fischereimeister auf Anweisung des Fachrates ausgeführt werden sollen. Ein Besatz mit Fischen richtet sich nach dem Hegeplan1. Dieser beschreibt, welche biogeografische Bestandszusammensetzung der Edersee als Zielvorstellung beherbergen sollte, und hiernach richtet sich künftig der Fischbesatz.

Neben einem ausgewogenen Fischbestand soll hiermit folgendes erreicht werden:

  • eine Klarwassersituation, die dem Bade-, Tauch- und Wassersport förderlich ist
  • eine bessere chemisch- physikalische Wasserqualität mit Sauerstoffführung bis in die Bodenzone
  • eine Erhöhung der Selbstreinigungskraft des Wasserkörpers

Auf all diese positiven Zielvorgaben wird man in Verbindung mit einer Natur-/ Nationalparkausweisung und insbesondere bei der Förderung der wirtschaftlich schwachen Ederseeregion nicht verzichten können.

´Wasser und Wald am Edersee´ - dieser Slogan unterstreicht die Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge beider Schwerpunkte, sowohl was deren Schutzziel als auch deren touristische Vermarktung angeht.

Quelle: Hegegemeinschaft Obere Eder / Dr. U. Koop und H. Binzer: Schreiben vom 2.8.03

Folgende weiteren Maßnahmen und Angebote werden empfohlen:

  • Einführung eines breiten Angebotes an Fischgerichten in der heimischen Gast­ronomie
  • Durchführung von Tagungen, fischerei- und naturschutzfachliche Ausstellungen und Fortbildungsveranstaltungen auch außerhalb der Hauptsaison
  • Aufbau einer Auskunft sowie Führung und Betreuung bis hin zur Ausbildung für Angelgäste2

  • Erweiterung des Befischungsangebotes für die Zeiten vom Spätherbst bis zum Frühjahr, Eisangeln im Winter3

  • Das oben aufgeführte Ziel der Herstellung der Durchlässigkeit der Staumauer für die Wasserfauna hätte für zahlreiche Talsperren in Europa Pilotcharakter und würde in Verbindung mit einem Informationszentrum ein Besuchermagnet besonderer Art sein. Da für dieses Projekt derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, kann die Auswirkung auf den Tourismus noch nicht abgeschätzt werden. Wenn technische Lösungen gefunden werden, wird empfohlen, diesem Projekt eine hohe Priorität einzuräumen. Dadurch würde auch die Voraussetzung für die Wiederansiedlung von Wander-Fischarten wie Lachs und Meerforelle geschaffen.

1 Gemäß § 24 des Hess. Fischereigesetzes sind für alle Fragen der Hege zukünftig Hegegemeinschaften als Körperschaften öffentlichen Rechts zuständig. Zur Zeit bereitet das Land Hessen die Bildung einer Hegegemeinschaft Obere Eder / Edersee vor. Zu ihr gehören alle Pächter der Fischereirechte oder die Rechtseigentümer als ordentliche Mitglieder mit Sitz und Stimme. Wesentliche Aufgabe der Hegegemeinschaft ist die Aufstellung des Hegeplanes, der auf längstens 6 Jahre angelegt wird. (Quelle: Fischereiverband Kurhessen e.V., Schreiben vom 17.06.03)

2 In Hessen obliegt die staatliche Fischereiprüfung den unteren Fischereibehörden beim jeweiligen Landrat. Die Ausbildung führen vertraglich geregelt mit dem Landes-Fischerei-Verband Hessen die jeweiligen regionalen Verbände durch, also für die Edersee-Region ausschließlich der Fischereiverband Kurhessen. Ort und Zeit einer solchen Ausbildung und Prüfung bestimmen sich nach terminlichen Vorgaben der Fischereibehörde. Sicher ließe sich am Edersee auch im Schnellverfahren und im Blockunterricht die Ausbildung durchführen.

3 Infolge der schwankenden Wasserstände des Edersees und der unterschiedlichen Eisstärken sehr gefährlich und nur eingeschränkt vermarktungsfähig


   
zurück (Access Key: -)zurück      Seitenanfang      weiterweiter (Access Key: +)