Entwicklungsplanung Inhaltsübersicht · Downloads
· Hilfe · Impressum
 

3.3 Radwanderwege

Ziele:
  • Ausbau und Ergänzung der Radfernwege innerhalb des Naturparks
  • Entwicklung eines lokalen Radwegenetzes, das alle Ortschaften und wichtigen Sehenswürdigkeiten erschließt
  • Verbesserung der Anreisemöglichkeiten mit Bahn und Rad
  • Förderung des Fahrradverkehrs durch spezielle Infrastruktur und Veranstaltungen für den Fahrradtourismus

Der Fahrradtourismus erfreut sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Nach einer Umfrage des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) verbrachten mehr als zwei Millionen Deutsche 2002 ihren Urlaub auf dem Fahrradsattel, was einer Steigerung von 12,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und damit sich deutlich von anderen Tourismuszweigen unterscheidet, die z.T. stagnieren oder sogar Einbußen hinnehmen mussten. Für 71 % der Befragten war die mehrtägige Fahrradtour die Haupturlaubsreise. Laut Reiseanalyse planen 11,5 % der Deutschen für das kommende Jahr ´ziemlich sicher´ oder ´wahrscheinlich´ eine Radreise, wobei die Ziele dieser Reisen überwiegend in Deutschland liegen. Zu den Favoriten der Fahrradreiseziele in Deutschland zählen die Radfernwege an der Weser, Donau und Elbe sowie der Ostseeküstenradweg und das Maintal.

Auch organisierte Radreisen weisen hohe Wachstumsraten auf. Einer der größten Anbieter solcher Touren ist der ADFC selbst, der im Vorjahr 246.000 Teilnehmer bei seinen Fahrrad-Reiseangeboten verzeichnete. Um Radtouristen die Suche nach dem passenden Übernachtungsquartier zu erleichtern, wurde das ´Bett & Bike´ - Projekt begründet, in dessen Datenbank sich inzwischen über 3.300 radlerfreundliche Betriebe eintragen ließen, die direkt über das Internet zu finden sind.

Radfernwege

Der Naturpark wird von 5 beschilderten Radfernwegen durchzogen bzw. tangiert (→ Band I, Kapitel 5.5 und öffnet PlanPläne Nr. 3 und öffnet Plan6), die z.T. noch relativ neu und wenig bekannt sind, so dass sie nicht die Frequenzen der o.g. ´Klassiker´ erreichen, jedoch ein erhebliches Entwicklungspotenzial besitzen.

Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen in Bad Arolsen plant, die Routenführung des Hessischen Radfernwegs Nr. 5 im Bereich südlich Vöhl auf die K 32 zu verlegen und ab der Jugendherberge Hohe Fahrt auf den vorhandenen Uferweg Richtung Herzhausen zu führen. Südlich des Edersees soll der Radfern­weg auf die K 59 von Herzhausen nach Harbshausen verlegt werden anstelle der bisherigen Führung über den Bettelkopf, bei der ein Höhenunterschied von fast 200 m zu überwinden ist. Die neue Beschilderung soll im Sommer 2003 erfolgen.

In diesem Abschnitt sollte auch der 3-Seenradweg, der bisher wie der Radfernweg R5 über den Bettelkopf führt, an das Ederseeufer verlegt werden.

Zwischen Bringhausen und Rehbach wird derzeit eine separate Führung des Radfernwegs Nr. 5 auf der Seeseite der K 35 gebaut. Ansonsten sind bei den Fernradwegen in nächster Zeit innerhalb des Naturparks keine Neutrassierungen oder Ausbaumaßnahmen vorgesehen, so dass verschiedene Abschnitte verbleiben, auf denen die Fahrbahn klassifizierter Straßen mit benutzt werden muss:

  • L 3296 und K 61 zwischen Oberurff-Schiffelborn und Bergfreiheit
  • K 59 Asel-Süd - Harbshausen - Herzhausen
  • K 32 Vöhl - Hohe Fahrt

Dabei handelt es sich zwar im Wesentlichen um relativ wenig belastete Straßenabschnitte. Dennoch wäre längerfristig eine separate Führung des Radverkehrs wünschenswert, da gerade an Wochenenden auch auf diesen Straßen höhere Belastungen zu verzeichnen sind.

Der Radfernweg Nr. 6 verläuft in mehreren Abschnitten im Wesebachtal und im Waldschutzgebiet auf Waldwegen, die teilweise in schlechtem Zustand sind. Besonders schwierig ist die Situation in der Steilstrecke von der Quernst Richtung Frebershausen, wo die Wegeoberfläche durch Ausspülungen teilweise stark beeinträchtigt ist.

Sonstige Radwege innerhalb des Naturparks

Außer den beschilderten Radfernwegen bestehen weitere zum Rad fahren geeignete Wirt­schaftswege und verkehrsarme Straßen, die im öffnet PlanPlan Nr. 3 dargestellt sind. Dabei handelt es sich um eine Auswahl von Wald- und Feldwegen sowie um relativ wenig belastete Straßen, die in den Wanderkarten des Hessischen Landesvermessungsamtes und in der Rad-Wanderkarte des Landkreises Waldeck-Frankenberg aufgeführt sind.

Im Bereich der Stadt Waldeck wird derzeit eine Radweg-Baumaßnahme geplant bzw. ausgeführt, die eine durchgehende vom Autoverkehr getrennte Verbindung von Scheid entlang des Edersee-Nordufers bis zur Sperrmauer herstellen soll. Im Abschnitt zwischen Scheid und Nieder-Werbe wurde dafür ein vorhandener Waldweg ausgebaut. Zwischen Nieder-Werbe und der Sperrmauer sind umfangreiche Umbaumaßnahmen im Fahrbahnbereich der L 3086 erforderlich.

Die Dichte des Radwegenetzes bzw. der zum Rad fahren geeigneten Wege und Straßen ist im nördlichen Teil des Naturparks deutlich größer als im Südteil, obwohl gerade auch dort zum Rad fahren attraktive und topografisch günstige Bereiche anzutreffen sind wie z.B. das Urfftal oder das Gilsatal mit Anschlüssen in Richtung Wesebachtal und Wohratal. Im Rahmen der Naturparkentwicklungsplanung ist es nicht möglich, einen vollständigen Radwegenetzplan zu erstellen. Deshalb werden nur Bereiche genannt, in welchen Netzergänzungen wünschenswert sind. Ob eine entsprechende Beschilderung und Wegweisung ggf. in Verbindung mit kleinen Ausbaumaßnahmen möglich ist, muss im Einzelfall geprüft und abgestimmt werden. Dabei ist ein umsichtiges Vorgehen erforderlich. Neben den eigentumsrechtlichen Fragen sind die Ziele des Naturschutzes zu berücksichtigen sowie das grundsätzliche Problem der Unterhaltungskosten und Verkehrssicherheitsverpflichtungen zu regeln.

Beispiele wünschenswerte Routenführungen, die für Fahrradtouren attraktiv entwickelt werden könnten, sind (folgende Karte und öffnet PlanPlan Nr. 6):

  • Gilsatal: Jesberg - Densberg - Schönstein - Dodenhausen - Battenhausen - Haina
  • Schönstein - Gilserberg - Gemünden - Wohratal (teilweise auf ehemaliger Bahnlinie)
  • Urfftal: Oberurff - Bergfreiheit - Armsfeld - Hundsdorf (Abschnitt Bergfreiheit - Armsfeld bereits vorhanden)
  • oberes Wesebachtal: Frebershausen - Löhlbach
  • Waldwege von Löhlbach nach Haina
  • Waldwege von Hundsdorf nach Reinhardshausen und Albertshausen
  • Waldweg von Gellershausen nach Albertshausen
  • Wildetal von Bad Wildungen nach Reinhardshausen / Albertshausen

Außer an den oben erwähnten Radfernwegen ist bisher innerhalb des Naturparks keine Wegweisung für den Fahrradverkehr vorhanden. Zur Förderung des Fahrradverkehrs sollte im gesamten Naturpark ein Wegweisersystem entwickelt werden, das alle Ortschaften und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sowie die Bahnstationen berücksichtigt. Dabei sollten nicht Einzelrouten mit Symbolen, Namen oder Nummern versehen werden (wie bei Radfernwegen üblich), sondern ein durchgängiges flächendeckendes Orientierungssystem geschaffen werden, wie es für den Straßenverkehr selbstverständlich ist. Da die Fahrradverbindungen teilweise gemeinsam mit Wanderwegen verlaufen, wäre eine gemeinsame Wegweisung sinnvoll (→ Kapitel 3.2). Bei Wanderwegen, die nicht zum Rad fahren geeignet sind, müssten entsprechende Hinweise erfolgen - z.B. durch Eintrag eines Fahrrad- und Fußwegsymbols bzw. nur eines Fußwegsymbols auf dem Wegweiserschild mit Orts- und Entfernungsangabe.

Als Grundlage für die weitere Ausweisung von Fahrradrouten sollte ein Radwegenetzplan für den gesamten Naturpark erstellt werden.

Radwegenetz
Karte 23: Radwegenetz

Anreisemöglichkeiten mit der Bahn

Für den Fahrradtourismus sind die Anreise- und Mitnahmemöglichkeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln von besonderer Bedeutung. Innerhalb der Verkehrsverbünde (NVV und RMV) ist die Fahrradmitnahme kostenlos. Allerdings sind die Mitnahmemöglichkeiten in Bussen eingeschränkt und z.T. wenig komfortabel. Deshalb kommt den wenigen noch bedienten Bahnstationen innerhalb und im Nahbereich des Naturparks eine wichtige Funktion als Ausgangs- und Endpunkte für Fahrradtouren zu, die in das Beschilderungskonzept der Fahrradrouten einbezogen sind bzw. einbezogen werden sollten. Für Radtouren im Bereich des Naturparks Kellerwald-Edersee kommen vor allem die Bahnhöfe Bad Wildungen und Wega in Betracht, daneben auch die entfernter gelegenen Stationen an der Strecke Kassel - Marburg (Wa­bern, Borken, Zimmersrode, Schlierbach, Treysa) sowie Korbach-Süd und Frankenberg. Als Ausgangs- und Umsteigepunkte von der Bahn auf das Fahrrad sind die südöstlichen Randgemeinden des Naturparks besonders geeignet, da sie über die relativ gut bedienten Stationen an der Main-Weser-Bahn aus den Ballungsgebieten Rhein-Main, Mittelhessen und Kassel schnell erreichbar sind.

Eine wesentliche Verbesserung der Anreisemöglichkeiten mit Bahn und Fahrrad entsteht durch die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke Korbach - Frankenberg, die eine direkte Verbindung aus Kassel, Korbach und Marburg bzw. aus Südhessen in den Westteil des Naturparks (geplante Haltepunkte in Ederbringhausen, Schmitt­lotheim und Herzhausen) herstellen wird und auch die Verbindungen Richtung Westen (Korbach - Brilon - Hagen - Rhein-Ruhr) verbessern wird. Damit würden auch Fahrradtouren z.B. entlang des Edersees ohne Rückfahrt zum Ausgangsort ermöglicht, die sicherlich für viele Fahrradtouristen attraktiv wären, da bei Benutzung der Fähre in Asel fast die gesamte Strecke auf autofreien landschaftlich sehr reizvollen Wegen möglich ist.

Ergänzende Maßnahmen und Einrichtungen für den Fahrradtourismus

Zur Förderung des Fahrradtourismus und des Fahrradverkehrs allgemein sollte für den Naturpark eine Karte herausgegeben werden, in der die geeigneten Fahrradverbindungen, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die vorhandenen Fahrradläden bzw. -werkstätten, Fahrradverleihstationen, die Bahnhöfe und die wichtigsten Adressen (Unterkünfte, Vermittlung, Informationseinrichtungen) angegeben sind. Eventuell könnte die Karte zusammen mit einer entsprechenden Wanderkarte für den Naturpark (→ Kapitel 3.2) herausgegeben werden, wenn die speziellen Inhalte noch übersichtlich darstellbar sind.

Wie am Anfang dieses Kapitels erwähnt, erfreuen sich organisierte Radreisen und geführte Fahrradtouren wachsender Nachfrage. Dazu wären auch innerhalb des Naturparks attraktive Möglichkeiten gegeben. Ein Beispiel dafür könnten Führungen durch das künftige Nationalparkgebiet sein, das wegen seiner Größe zu Fuß an einem Tag nur in kleinen Ausschnitten erkundet werden kann. Als weiteres Beispiel könnten Touren zu den zahlreichen geologisch interessanten Objekten sowie Kulturdenkmalen und Themenpfaden im Naturpark angeboten werden, die für Wanderungen zu weit auseinander liegen.

Ein wichtiger Beitrag zur Förderung des Fahrradverkehrs und Erhöhung des Bekanntheitsgrades könnte die im → Kapitel 3.1 bereits vorgeschlagene Veranstaltung ´autofreies Ederseeufer´ sein.

Mountainbiking

Mountainbiking erfreut sich zunehmender Beliebtheit (→ Band I, Kapitel 5.3). Eine auf umfangreichen Befragungen und Untersuchungen beruhende Studie von Th. Wöhrstein (1998) kommt zu dem Ergebnis, dass Mountainbiking eine vergleichsweise umweltfreundliche Natursportart darstellt, im Gesamtergebnis ähnlich dem Wandern. Besonders günstig wird bewertet, dass rund 94% kein anderes (motorisier­tes) Verkehrsmittel für die Anreise benutzen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass diese Sportart auch jüngere Menschen begeistert und zu gesunden sportlichen Aktivitäten in der Landschaft motiviert. Das Verhalten einiger Mountainbiker führt jedoch zu einer Verschlechterung der Ökobilanz. Das Beeinträchtigungspotenzial und Konflikte mit Fußgängern lassen sich - wie an zahlreichen Beispielen belegt wird - durch entsprechende Angebote erheblich verringern bzw. vermeiden.

Um diese Gästegruppe in die Naturparkentwicklung zu integrieren und die möglichen Konflikte mit anderen Nutzungsgruppen (insbesondere Wanderer und Spaziergänger) zu minimieren sowie Beeinträchtigungen sensibler Bereiche zu vermeiden, wird empfohlen, neben den bereits regelmäßig angebotenen Einzelveranstaltungen mit professioneller und fachkundiger Hilfe Routenempfehlungen auszuarbeiten, abzustimmen und kartografisch aufzubereiten. Laut mündlicher Aussage der Edersee-Touristic GmbH wurde ein solches Kartenwerk schon häufig von Touristen nachgefragt. Ein diesbezüglicher Projektantrag liegt inzwischen vor (öffnet neues Fenster  Anhang, Projekt Nr. 199). Im Hinblick auf die zu erwartende Nachfrage, die insgesamt günstige Umweltbilanz dieser landschaftsbezogenen Sportart und die nicht nur auf die Sommermonate begrenzten Aktivitäten dieser Gästegruppe sollte der Projektvorschlag zur Erstellung einer entsprechenden Karte möglichst bald realisiert werden.

Angebote für Moutainbiking gibt es bereits in vielen Naturparken:

  • Z.B. wurde im Sauerland in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sportschule Köln die sog. Bike-Arena eingerichtet, die 38 Strecken unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade mit einer Gesamtlänge von 1.400 km mit insgesamt 22.000 zu überwindenden Höhenmetern anbietet. Die Routen reichen im Raum Willingen auch über die Landesgrenze nach Hessen. Sie sind in Anlehnung an die Klassifizierung von Skipisten 3 Schwierigkeitsstufen (blau, rot, schwarz) zugeordnet und entsprechend beschildert. An den Ausgangspunkten der Routen wurden großformatige Informationstafeln mit Darstellung der Routen aufgestellt. Darüber hinaus soll das System für GPS (geografisches Positionierungssystem über Satellit) ausgebaut werden. (Quelle: öffnet neues Fenster www.bike-arena.de)
  • In der Rhön wurden 1.200 km Fahrradrouten unterschiedlichen Charakters beschildert und in Karten veröffentlicht. (Quelle: öffnet neues Fenster www.radl-rhoen.de)
  • Im Erzgebirge wurden ca. 150 km Mountainbike-Routen (´miriquidi-trails´) beschildert, weitere Strecken und die Ausweisung einer Marathonstrecke sind in Arbeit. Die markierten Strecken werden durch weitere 500 km sog. Roadbook-Touren ergänzt. (Quelle: öffnet neues Fenster www.miriqidi-bike-trails.de)
  • Auch im Umfeld des Nationalparks Bayerischer Wald existieren solche Angebote.

   
zurück (Access Key: -)zurück      Seitenanfang      weiterweiter (Access Key: +)